Es ist der 25. Oktober 2019. Aufgeregt und voller Vorfreude treffen wir uns am Innsbrucker Bahnhof. Als unser Zug zum Wiener Flughafen abfahren sollte, sind alle da – außer unser Chorleiter Bernhard. Gut dass der Zug zehn Minuten Verspätung hat, so schaffen wir es doch, alle gemeinsam loszufahren. Die Reise geht nach Ägypten, ein Projekt, das wir das ganze Jahr geplant und vorbereitet haben. Wir wurden nach SEKEM eingeladen – eine Farm auf 40 Hektar, die vor 40 Jahren mitten in der Wüste gegründet wurde und sich zum Ziel gesetzt hat, faire und nachhaltige Bedingungen für alle zu bieten.
Unsere Reise zur Farm dauert lange, aber nach der Zugfahrt, zwei Flügen und einer holprigen Busfahrt kommen wir in der Morgendämmerung endlich an und werden trotz der unmenschlichen Uhrzeit herzlichst empfangen. Wir beziehen ein großes Gästehaus und freuen uns auf die erste „Nacht“ in unserer Unterkunft.
Die Woche ist vollgepackt mit unterschiedlichsten Aktivitäten: Wir bekommen eine Führung durch die Betriebe, die Schule, den Kindergarten und die Bestallungen der Farm und dürfen Fragen zu allem stellen. So erhalten wir einen guten Eindruck vom Konzept der Einrichtung. Hauptsächlich steht aber das Singen auf dem Programm: Wir singen mit Schulklassen, den Kindergartenkindern und mit dem Betriebschor und arbeiten auf das große SEKEM-Fest am Ende der Woche hin, bei dem wir gemeinsam mit den ägyptischen Sängerinnen und Sängern auftreten. Die Proben sind teilweise chaotisch und auch anstrengend: Wer hat bereits welches Lied geprobt? Wann hat wer Zeit für die Proben? Und wie schaffen wir es, 30 zappelige Kinder zu motivieren, westliche Lieder in einer fremden Sprache mit ungewohntem Liedaufbau mit uns zu singen?
Bernhard hat dazu eine spannende Idee: Die Kinder zeigen uns zuerst einmal ein ägyptisches Volkslied, das sie uns beibringen! Denn sie sind die Gastgeberinnen und Gastgeber, die uns ihre Kultur nahebringen und von denen wir etwas lernen können. Im Laufe der Woche nehmen die Proben Struktur an und wir schöpfen Hoffnung, dass wir das Abschlusskonzert tatsächlich gemeinsam schaffen können!
Neben dem Leben und Proben auf der Farm fahren wir auch zweimal nach Kairo und einmal nach Alexandria. Wir geben ein Konzert in der Heliopolis-Universität in Kairo und besichtigen die Pyramiden. Bei der Führung lernen wir viel über das Alte Ägypten, eine der ältesten Hochkulturen der Welt, aber auch über die aufgeweckten, offenen Menschen im Land – mit bestem Beispiel unserer Reiseführerin… Horus!
Wir haben die Ehre, auf Einladung der österreichischen Botschaft, an einem Konzert in der neuen Bibliothek von Alexandria teilzunehmen. Wie bereits gewohnt von den letzten Tagen, verschiebt sich unser Zeitplan aufgrund organisatorischer Widrigkeiten. Es bleibt deshalb auch nicht viel Zeit, das Hotel zu bestaunen, das die Botschaft für uns gebucht hat. Trotz aller Schwierigkeiten verläuft das Konzert am Abend reibungslos und der ganze Chor hat viel Spaß. Bevor wir am nächsten Tag die Rückfahrt nach SEKEM antreten, lassen wir es uns nicht entgehen, noch eine Runde im Meer oder Pool schwimmen zu gehen und durch den alltäglichen Trubel des Markts im Stadtzentrum zu schlendern.
Nach zehn Tagen in Ägypten treten wir die Heimreise an. Mit vielen spannenden Eindrücken über die Kultur, engeren Freundschaften innerhalb des JUKO und lehrreichen Gesangsstunden im Gepäck schließen wir dieses Projekt ab. Wir sind dankbar für all die Erlebnisse, die uns sämtliche Sponsoren, SEKEM, die österreichische Botschaft und natürlich unser engagierter Chorleiter Bernhard möglich gemacht haben und werden wohl noch lange in Erinnerungen an diese Woche schwelgen.